Welche Arten von vaginalem Ausfluss gibt es?
In den meisten Fällen handelt es sich um Zervixschleim.
*Übersetzung: Clara Müller-Kühn
Was ist vaginaler Ausfluss genau? Im Grunde handelt es sich um einen Oberbegriff für alle Flüssigkeiten außerhalb der Menstruation, die aus deiner Vagina fließen, wie z. B. Vaginalsekret, Erregungsschleim, Sperma vom Vortag und Zervixschleim. Zervixschleim ist ein Hauptbestandteil von vaginalem Ausfluss. Der von den Zellen deines Gebärmutterhalses (Zervix) produzierte Zervixschleim verändert sich im Laufe deines Zyklus von trocken zu feucht, cremig zu fadenziehend, spinnbar zu klebrig.
Das Tracken deines Zervixschleims in Clue gibt dir Aufschluss darüber, welche hormonellen Veränderungen und Vorgänge in deinem Körper zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfinden. Deine eigenen Muster zu erkennen, kann dir dabei helfen, zu verstehen, wann dein Östrogenspiegel steigt, wann ein Eisprung stattgefunden hat und wann du aufs Gleitmittel verzichten kannst. Das Wissen darüber, wie sich dein Scheidenausfluss und dein Zervixschleim im Laufe des Zyklus verändern, ist auch hilfreich, um Unstimmigkeiten zu erkennen – von Infektionen bis hin zu hormonellen Problemen.
Warum wir Zervixschleim haben
Damit eine Schwangerschaft eintritt, braucht es eine Eizelle, ein Spermium und fruchtbaren Zervixschleim. Zervixschleim ermöglicht es Spermien, in deine Gebärmutter zu gelangen und deine Eizelle zum Zeitpunkt des Eisprungs zu erreichen.
Der Gebärmutterhals ist der Durchgang zwischen deinem unteren und deinem oberen Reproduktionstrakt. Er ist innen und außen mit Drüsen ausgestattet, die Flüssigkeit produzieren. Die Konsistenz, Trübung und Menge dieser Flüssigkeit verändert sich in Abhängigkeit deiner Sexualhormone. Je nach Zeitpunkt in deinem Zyklus verändert sich dein Zervixschleim, sodass es Spermien schwerer oder leichter haben, durch deinen Gebärmutterhals in deine Gebärmutter zu gelangen (1). Zervixschleim schützt die Spermien auch vor dem sauren Milieu in deiner Vagina und enthält Antikörper, die gesundheitsschädigende Bakterien und Viren fernhalten (2,3).
Wie du deinen Zervixschleim findest und ertastest
Wenn du mehr über deinen Zervixschleim wissen möchtest, achte auf sichtbare und ertastbare Veränderungen hinsichtlich der Konsistenz (klebrig, glitschig), Menge und Farbe der Flüssigkeit, sowie auf das Gefühl an deinem Scheideneingang (nass oder trocken).
Du kannst deine Finger verwenden, um die Flüssigkeit am Scheideneingang oder direkt an deinem Gebärmutterhals zu ertasten. Achte auf Farbe und Konsistenz. Beobachte, ob der Schleim sich dickflüssig, feucht, glitschig (seifenartig) oder fadenziehend anfühlt.
Alternativ kannst du deinen Schleim auf dem Toilettenpapier betrachten. Zervixschleim sollte auf dem Toilettenpapier sichtbar sein und anders aussehen, als andere Scheidenflüssigkeiten. Manche Menschen finden das eindeutiger, als Schleim mit den Fingern aufzufangen, da das Ertasten an der Vulva/Vagina die Unterscheidung von Zervixschleim und gewöhnlichem Scheidensekret erschweren kann.
Wenn du möchtest, kannst du auch einen mit Schleim benetzten Finger in ein Glas Wasser tauchen. Zervixschleim bleibt entweder an deinen Fingern kleben oder sinkt in einem kleinen Klumpen auf den Boden des Glases. Vaginalsekret hingegen löst sich in Wasser auf.
Wahrscheinlich musst du einige Methoden ausprobieren, um herauszufinden, welche dir am meisten liegt. Denk daran, dass Ejakulat oder Erregungsschleim mit Zervixschleim verwechselt werden kann, sogar am Tag nach dem Sex.
Wie sich der Ausfluss verändert: Zervixschleim im Zyklusverlauf
1. Zyklusbeginn: Menstruation
An Tag eins deines Zyklus, dem ersten Tag deiner Menstruation, sind sowohl dein Östrogen- als auch dein Progesteronspiegel niedrig. Da der Östrogenspiegel die Bildung von Zervixschleim reguliert, produziert der Gebärmutterhals zu diesem Zeitpunkt nicht viel Schleim (4). Du würdest ohnehin keinen Schleim bemerken, da du deine Menstruation hast.
2. Kurz nach der Menstruation: kein Schleim, trocken
In den Tagen unmittelbar nach deiner Menstruation steigt der Östrogenspiegel in deinem Körper (Östrogen wird vom Follikel produziert, das in einem deiner Eierstöcke reift, um sich auf den Eisprung vorzubereiten). Die meisten Menschen bemerken aber erst nach ein paar Tagen, d. h. mit zunehmendem Östrogenspiegel, dass Zervixschleim vorhanden ist.
3. Kurz vor dem Eisprung: klebrig, weiß, cremig, dickflüssig
Je höher der Östrogenspiegel steigt, desto mehr Schleim bildet der Gebärmutterhals. Zunächst kann es sein, dass er dickflüssig, klebrig oder zäh ist, bevor er nass und cremig wie eine Lotion wird. Er kann weißlich und trüb oder sogar gelblich aussehen (vor allem, nachdem er auf deiner Unterwäsche getrocknet ist) (4). Bei einem 28-Tage-Zyklus macht sich dieser Schleim um den 9. oder 10. Zyklustag herum erstmals bemerkbar (1,4).
4. Um den Eisprung herum: eiweißartig, nass, glitschig, durchsichtig, spinnbar
Wenn der Eisprung näher rückt, produziert dein Körper erheblich mehr Zervixschleim. Deine Vagina fühlt sich sehr wahrscheinlich viel nasser an und der Schleim wird durch den zunehmenden Wassergehalt glitschiger. Nach ein paar Tagen wird die Flüssigkeit dehnbarer und klarer. Wenn der Östrogenspiegel 1-2 Tage vor dem Eisprung seinen Höhepunkt erreicht, ähnelt der Zervixschleim oft rohem Eiweiß, das sich zwischen Daumen und Zeigefinger mehrere Zentimeter dehnen lässt (4,5). Die Menge an vaginalem Ausfluss zu diesem Zeitpunkt variiert von Mensch zu Mensch, kann aber bis zu 10-20 mal höher sein als zu anderen Zeitpunkten des Zyklus (6). Während des "Schleimhöhepunkts" besteht der Zervixschleim zu 95 % aus Wasser und zu 5 % aus Feststoffen (Elektrolyte, organische Bestandteile und lösliche Proteine) (7). Google zufolge lautet eine häufige Bezeichnung für diese Art des Zervixschleims auch "Eisprungschleim".
*Hinweis: Das Vorhandensein von fruchtbarem Zervixschleim ist kein sicheres Anzeichen für einen Eisprung. Ovulationstests und das Tracken der Basaltemperatur sind zuverlässigere Indikatoren, um einen Eisprung festzustellen.
5. Lutealphase: klebrig, trocken
Sobald der Eisprung vorbei ist, verändert sich der Scheidenausfluss. Schon bevor du eine optische Veränderung feststellen kannst, wird der Zervixschleim zähflüssiger und weniger durchlässig für Spermien (1). Am ersten oder zweiten Tag nach dem Eisprung (dem Anfang der Lutealphase) nimmt die Menge an Schleim rasch ab. Progesteron, das in dieser Phase dominierende Hormon, hemmt die Sekretion von Schleim aus den Epithelzellen des Gebärmutterhalses (1). Der Schleim wird nun klebrig, dickflüssig oder trocken oder er bleibt ganz aus (1,4).
Dies führt uns zurück zur Menstruation und der Zyklus beginnt von vorne.
Jeder Körper ist einzigartig. Es kann sein, dass diese Veränderungen bei dir anders aussehen oder du sie auf andere Art und Weise wahrnimmst.
Von flüssig zu klebrig – warum Zervixschleim sich verändert
Warum also verändert sich dein Zervixschleim so sehr? Jede Veränderung dient einem bestimmten Zweck. Zervixschleim sorgt für eine fruchtbare Phase, die bis zu sechs Tage andauert – viel länger als die bloßen 12-24 Stunden, während denen eine Eizelle nach dem Eisprung befruchtungsfähig ist. Spermien, die vor dem Eisprung in die Vagina gelangen, können in dieser Flüssigkeit verharren, sodass sie in dem ansonsten sauren Scheidenmilieu länger überlebensfähig sind (1). Spermien können bei einem 28-tägigen Zyklus etwa ab dem 9. Tag durch cremigen Ausfluss schwimmen (1). Wenn es zu einem Eisprung kommt, ist der spinnbare, eiweißartige Schleim für die Spermien am einfachsten zu durchschwimmen (6). Das Hindurchschwimmen wird den Spermien trotz allem nicht leicht gemacht, denn dieser Schleim fungiert auch als Filter für die "besten" unter ihnen. Langsamere Schwimmer, ebenso wie Spermien mit anderen Bewegungs- oder Strukturanomalien, fallen zurück (2,8).
Nach dem Eisprung, wenn das Zeitfenster für eine potenzielle Empfängnis vorbei ist, wird der Zervixschleim zu einer Barriere, die Spermien daran hindert, in den oberen Teil des Reproduktionstrakts vorzudringen. Das während der Lutealphase von deinen Eierstöcken produzierte Progesteron wirkt ähnlich wie das Gestagen in einem Verhütungsmittel auf reiner Progesteron-Basis. Es sorgt dafür, dass nur eine geringe Menge dickflüssigen Schleims mit Feststoffen und einem niedrigen Wassergehalt gebildet wird, sodass Spermien nur schwer den Gebärmutterhals passieren können (9).
Anzeichen für anormalen Vaginalausfluss
Entspricht dein Zervixschleim nicht dem für dich typischen Muster, kann das ein Anzeichen für ein hormonelles Problem sein. Häufig tritt parallel dazu auch eine Veränderung deines Zyklus und deiner Menstruation auf. Ungewöhnlicher Ausfluss kann auch auf eine Infektion hindeuten. Zu den Anzeichen für anormalen Ausfluss gehören Veränderungen hinsichtlich:
Konsistenz: ungewöhnlich dünnflüssig oder aber dickflüssig und klumpiger/gröber
Farbe: grau, grün, gelb oder braun
Menge: signifikante und unerwartete Veränderung
Geruch: fischig, metallisch oder einfach anders
Wenn du befürchtest, dass dein Ausfluss nicht so ist, wie er sein sollte, lies in diesem Artikel nach, welche Ursachen dahinterstecken könnten und was du dagegen tun kannst.