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Eine Illustration einer Gebärmutter, der Eileiter und der Eierstöcke. Der linke Eierstock hat viele verschiedene Eiformen und der rechte Eierstock hat keine.

Illustration: Marta Pucci

Lesezeit: 9 min

Alles über das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS)

PCOS ist eine komplexe Störung des Hormonsystems, die zu unregelmäßigen Zyklen, übermäßigem Haarwuchs, Gewichtszunahme und Komplikationen bei der Fruchtbarkeit führen kann

Die wichtigsten Dinge, die du über PCOS wissen solltest:

  • Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) tritt zwar häufig auf, bleibt jedoch bei den meisten Menschen unerkannt und unbehandelt

  • Zu den häufigsten Symptomen von PCOS gehören Zyklusunregelmäßigkeiten, Haarwuchs an Gesicht und Körper, Akne, Unfruchtbarkeit und Gewichtszunahme

  • Die Krankheit PCOS ist behandelbar, wenn sie erkannt wird. Außerdem können Veränderungen im Lebensstil viel bewirken. Das Management ist wichtig, um langfristige Gesundheitsrisiken zu vermeiden.

  • Es ist bis heute nicht bekannt, was PCOS verursacht. Sie ist durch Insulinresistenz und Entzündungen gekennzeichnet und kann eine Mischung aus genetischen und umweltbedingten Faktoren beinhalten.

Was ist PCOS?

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine Krankheit, bei der bestimmte Hormone im Ungleichgewicht sind. Dieses Ungleichgewicht äußert sich typischerweise in unregelmäßigen Menstruationszyklen, einem erhöhten Androgenspiegel (ein Hormontyp wie Testosteron) im Körper und in kleinen Zysten in den Eierstöcken. Etwa 8 von 10 Menschen mit PCOS haben unregelmäßige Zyklen (1). Rund 7 von 10 Personen mit PCOS haben einen erhöhten Testosteronspiegel (1). Nicht jede Person mit PCOS entwickelt kleine Zysten in ihren Eierstöcken – Zysten sind eher ein PCOS-Symptom als eine Ursache für die Krankheit. Zwar können Zysten zu Hormonschwankungen beitragen, doch sind sie an sich meist unbedenklich (2). PCOS-Zysten unterscheiden sich von Eierstockzysten (Ovarialzysten). Letztere wachsen, reißen und verursachen Schmerzen.

PCOS kann auch Symptome wie Hirsutismus (übermäßige Gesichts- und Körperbehaarung), Akne und Stimmungsschwankungen verursachen. Außerdem kann PCOS es schwieriger machen, schwanger zu werden und unbehandelt die allgemeine Gesundheit einer Person stark beeinträchtigen.

PCOS ist eine häufige Erkrankung. Etwa 1 von 10 Frauen und Menschen mit Zyklus im fortpflanzungsfähigen Alter können davon betroffen sein (3). Bei etwa 7 von 10 der Betroffenen bleibt die Krankheit unerkannt (4,5). Unbehandeltes PCOS kann die Gesundheit kurz- und langfristig beeinträchtigen. Es steht in Zusammenhang mit Diabetes Typ 2, Unfruchtbarkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Schlafapnoe (kurzzeitiges Aussetzen der Atmung im Schlaf), nicht-alkoholischer Fettleber und Depression (6-8). Eine Früherkennung und Behandlung kann diese Risiken deutlich verringern. PCOS kann häufig nach einer kurzen medizinischen Untersuchung oder mittels einfacher medizinischer Tests diagnostiziert werden.

4.8

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PCOS-Symptone: Wie sie PCOS äußern kann

PCOS kann sich bei jedem Menschen anders äußern. Einige der häufigsten PCOS-Symptome sind (7-10):

PCOS-Symptome können in der Zeit um das Einsetzen der ersten Periode (Menarche) auftreten. Das kann zur Folge haben, dass die Betroffenen denken, dass ihr Zyklus oder ihre Symptome normal sind, obwohl sie es nicht sind. Wenn die Symptome etwa zur gleichen Zeit wie die erste Periode auftreten oder wenn die Periode 2-3 Jahre nach der Menarche dauerhaft unregelmäßig ist (selten, ausbleibend), solltest du dich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden.

PCOS-Symptome können mit der Zeit spürbarer werden oder sich erst zeigen, wenn eine Person viel Gewicht zugenommen hat (11).

Warum tritt PCOS auf? Die Ursachen

PCOS ist eine komplexe Erkrankung des Hormonsystems. Dieses System ist ein Netzwerk von hormonproduzierenden Drüsen, die Fortpflanzung und Sexualität, Schlaf, Stress und vieles mehr regulieren. Dennoch ist nicht genau bekannt, was PCOS verursacht. Außerdem wird davon ausgegangen, dass sich die Ursachen je nach Person unterscheiden. So könnten die Genetik, das Verhalten, der Lebensstil und die Umwelt eine Rolle spielen.

Genetik

PCOS wird wahrscheinlich genetisch in Familien weitergegeben (12-14). Das bedeutet, dass eine Person ein größeres PCOS-Risiko hat, wenn ein:e Verwandte:r ersten Grades ebenfalls erkrankt ist. In einer Studie wurde festgestellt, dass rund ein Viertel der Menschen mit PCOS Mütter mit PCOS und dass rund ein Drittel der Betroffenen eine Schwester mit PCOS haben (15). Eine andere Studie ergab, dass eineiige Zwillinge etwa doppelt so häufig an PCOS erkranken wie zweieiige Zwillinge oder Schwestern (16). Es ist noch nicht klar, welche Gene eine Rolle bei der Vererbung von PCOS spielen. Die Forscherinnen und Forscher untersuchen die vererbten Unterschiede in der Produktion von und der Empfindlichkeit für bestimmte Hormone, die an der Verbindung zwischen Gehirn und Eierstock beteiligt sind (z. B. GnRH, FSH oder LH), Androgene oder Insulin. Es könnte genetisch bedingte Unterschiede im Prozess geben, wie Eierstöcke bis zum Eisprung Eizellen für das Freisetzen vorbereiten. Eine andere Theorie besagt, dass eine Anfälligkeit für PCOS aus den Unterschieden rührt, wie Gewicht und Energie bei bestimmten Menschen reguliert werden (12-14).

Insulin

Bei manchen Menschen mit PCOS werden Hormonschwankungen wahrscheinlich durch einen erhöhten Insulinspiegel hervorgerufen (9,17). Das Hormon Insulin verarbeitet Zucker/Glukose und sendet eine Botschaft an die Eierstöcke, damit diese Testosteron produzieren. Wenn eine Person insulinresistent ist, d. h. wenn ihre Zellen unempfindlich auf die Wirkung des Insulins reagieren und die normale Verwendung von Glukose nicht mehr fördern, passt sich der Körper an, indem er mehr Insulin produziert. Das führt zu einem erhöhten Testosteronspiegel, was wiederum das Wachstum und die Freisetzung der Eizelle aus dem Eierstock verlangsamen oder stoppen und die Produktion von Hormonen wie Östrogen und Progesteron, die mit einem funktionierenden Menstruationszyklus einhergehen, unterdrücken kann (17,18). Es wurde festgestellt, dass etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Menschen mit PCOS insulinresistent sind - eine Gruppe, die im Laufe der Zeit auch zu mehr Symptomen und gesundheitlichen Komplikationen der Erkrankung neigt (17,19).

Entzündungen

Von einer Entzündung ist die Rede, wenn Gewebe sich rötet, anschwillt und wärmer als gewöhnlich ist. Sie tritt häufig als Reaktion auf eine Verletzung oder Infektion auf. Du kannst eine Entzündung sehen, wenn du dich schneidest oder einen Knöchel umknickst. Doch auch im Körper können Entzündungen als Reaktion auf eine Erkrankung, Übergewicht, Stress und sogar Genetik auftreten. Wie bei Insulinresistenz veranlasst auch eine Entzündung den Körper dazu, zusätzliches Insulin zu produzieren, wodurch ebenfalls der Weg für Testosteronproduktion geebnet wird. Menschen mit PCOS leiden mit viel größerer Wahrscheinlichkeit unter einer chronischen schwachen Entzündung, die über Blutuntersuchungen auf das C-reaktive Protein (CRP, ein Entzündungsparameter im Körper) gemessen werden kann (20-22). Die Ursache für diese Entzündungen bei Menschen mit PCOS wurde noch nicht gefunden.

Umwelt

Forscher:innen einschließlich der Clue-Mitarbeiterin und PCOS-Forscherin Dr. Shruthi Mahalingaiah untersuchen den Zusammenhang zwischen umweltbedingten endokrin wirksamen Substanzen (EDC) und PCOS. Möglicherweise prädisponiert die prä- oder postnatale Exposition gegenüber bestimmten Komponenten in Verbraucherprodukten, Luftverschmutzung und Rauchen für eine spätere Erkrankung an PCOS (23). Zu den untersuchten Faktoren gehören Nikotin, Bisphenol A (BPA), Phthalate und Triclocarban. Sie kommen in Kunststoffen, Kosmetika, Seifen, Kleidung, Spielzeug, Teppichen, Schulbedarf, Schnullern und in der Luftverschmutzung vor. Diese Substanzen können das fötale Milieu verändern, indem sie den Androgen- und Östrogenspiegel verändern und zu den PCOS-bedingten Veränderungen in der fötalen Programmierung beitragen, insbesondere bei Menschen mit einer genetischen Prädisposition für die Erkrankung (23-25).

Warum eine Untersuchung so wichtig ist

PCOS ist eine unterdiagnostizierte und unterbehandelte Erkrankung. Möglicherweise ist dies darauf zurückzuführen, dass die Symptome mild und unzusammenhängend erscheinen. Unbehandeltes PCOS kann jedoch zu einer Vielzahl von ernsthafteren Gesundheitszuständen führen, und die Symptome der Störung können erheblichen Stress verursachen. Damit einher gehen Risiken wie Diabetes Typ 2, Unfruchtbarkeit, Schlafapnoe (kurzzeitiges Aussetzen der Atmung im Schlaf), nicht-alkoholische Fettleber, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depression oder sogar Gebärmutterkrebs (6-8). In jedem Fall ist es wichtig, dass PCOS so früh wie möglich diagnostiziert und mit Hilfe eines Gesundheitsdienstleisters behandelt wird.

Wie wird PCOS diagnostiziert?

Die Diagnose PCOS wird in der Regel gestellt, wenn jemand mindestens zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt (26,27):

  • Zyklusunregelmäßigkeiten, insbesondere lange oder ausbleibende Zyklen

  • Anzeichen eines Androgenüberschusses (Hyperandrogenämie) wie übermäßige Körperbehaarung oder dünner werdendes Haar auf der Kopfhaut und/oder hohe Werte androgener Hormone (wie Testosteron) im Blut

  • Mehrere zystenartige Blasen in den Eierstöcken haben

Ein Gesundheitsdienstleister wird dir wahrscheinlich Fragen zu deinen Symptomen und deiner Kranken- und Menstruationsgeschichte stellen und eine einfache körperliche Untersuchung durchführen. Sollte es PCOS bei dir vermuten, sind folgende Schritte möglich:

  • Ausführliche Anamnese (einschließlich bisheriger Krankheiten und Operationen, sozialer Umstände, Familiengeschichte)

  • Blutuntersuchungen, um den Hormon- und Blutzuckerspiegel zu prüfen. Typische Untersuchungen der Hormone Testosteron, Schilddrüsenhormon, Prolaktin sowie Blutzuckertests.

  • Ultraschall des Unterleibs (Sonogramm) bzw. deiner Eierstöcke und deiner Gebärmutter

Unregelmäßige oder ausbleibende perioden können durch andere Erkrankungen wie eine Schilddrüsenerkrankung (eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse) hervorgerufen werden. Bei der Blutuntersuchung kann dein ärztliches Fachpersonal auch die Schilddrüsen- sowie die Prolaktinwerte prüfen (letzterer ist bei Menschen mit Hyperprolaktinämie hoch und stellt eine weitere mögliche Ursache für unregelmäßige oder ausbleibende Perioden dar). Dies ist insbesondere für jene Personen von Bedeutung, die keine weiteren PCOS-Symptome aufweisen. Probleme mit Prolaktin oder Schilddrüsenhormonen können sich bei manchen Menschen auch überschneiden, und eine Erkrankung kann eine andere begünstigen, weshalb Tests für die Diagnose wichtig sein können.

PCOS behandeln: Was du tun kannst

PCOS ist eine lebenslange Erkrankung, doch können die Symptome dank vieler Möglichkeiten gelindert und auf diese Weise Komplikationen in der Zukunft verhindert werden. Die Art der PCOS-Behandlung hängt von der potentiellen Ursache für die Krankheit sowie von den individuellen Symptomen und Zielen ab. Hier sind ein paar Optionen:

Änderungen im Lebensstil

Ernährung, Bewegung und Verhaltensänderungen können einen großen Einfluss auf die Prävention und das Management von PCOS haben (28). Indem ein regelmäßiger Eisprung erneut ermöglicht wird, können die Symptome und Gesundheitsauswirkungen der Erkrankung besser unter Kontrolle gebracht werden. Bei manchen Menschen mit viel unwesentlichem Körperfett kann eine Gewichtsabnahme von mehr als 5 % (mit einer Ernährungsumstellung) dazu beitragen, die Eisprungfunktion wiederherzustellen und Symptome wie den Haarwuchs im Gesicht zu verbessern (29). Die Begrenzung von einfachen Kohlenhydraten und Zucker in der Ernährung kann helfen, das Insulin im Gleichgewicht zu halten und Entzündungen vorzubeugen, aber es gibt noch keine eindeutigen Beweise dafür, dass eine Diät für alle am besten ist (29-33). Gewichtsabnahme kann für Menschen mit PCOS schwieriger sein und es könnte leichter sein, Gewicht zuzunehmen. Daher gilt es, Mitgefühl mit sich selbst zu haben. Symptomen wie Ängsten und Depression kann ebenfalls mit einem verbesserten Lebensstil entgegengewirkt werden (28).

Medikamente

Die Antibabypille wird oft als Erstbehandlung nach oder zusammen mit einer Änderung des Lebensstils verschrieben. Manchmal werden blutzuckersenkende Medikamente (Antidiabetika) und Antiandrogene verschrieben, um den Hormonhaushalt auszugleichen. Metformin ist ein Medikament, das bei manchen PCOS-Formen zur Regulierung des Blutzuckerspiegels verschrieben wird. Personen, die versuchen, schwanger zu werden, wird ggf. ein Medikament verschrieben, das ihnen zum Eisprung verhilft (12-14). Antidiabetika, die den Umgang des Körpers mit Insulin verbessern können, werden manchmal in Kombination mit anderen Maßnahmen zur Gewichtskontrolle verschrieben (14,21). Manche Menschen wählen zur Behandlung von PCOS-Symptomen komplementärmedizinische Angebote wie Behandlungen mit Kräutern und Nahrungsergänzungsmittel. Es bedarf weiterer Forschung, um die Wirksamkeit dieser Behandlungsansätze bei PCOS zu messen.

Tracke deine PCOS-Symptome

Für Menschen, die aufgrund von PCOS Veränderungen in ihrem Körper erfahren, kann das Tracking mit Clue eine beruhigende Wirkung haben. Du kannst deine PCOS-Symptome tracken, um herauszufinden, ob bestimmte Maßnahmen deine Symptome verbessern. Zu den Tracking-Kategorien gehören Periode, Haut, Eisprungzeichen und Stimmung. Du kannst deine PCOS-Diagnose auch in der Funktion "Meine Gesundheitsakte" in der Clue-App hinzufügen.

Die Beobachtung deines Zyklus und deiner Symptome kann dir auch dabei helfen, dich bei einem Gesundheitsdienstleister für dich einzusetzen. Hier sind ein paar Symptome, die du mit Clue tracken kannst.

Wichtig zu tracken:

  • Blutungsmuster

Nützlich zu tracken:

  • Haut (wenn du Akne hast): Manche Menschen mit PCOS entwickeln eine Akne, die sich mit ihrem Zyklus verändert

  • Gewicht (oder Tracken deiner Ernärhung)

  • Verdauung

  • Stuhlgang

  • Schmerzen

  • Stimmung

  • Jegliche andere Symptome, über die du dir Gedanken machst

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