Auswirkungen von Verhütungsmitteln auf die psychische Gesundheit
Wie unterschiedliche Arten hormoneller Verhütungsmittel deine psychische Gesundheit beeinflussen können
*Übersetzung: Judith Quijano
Das Wichtigste zum Thema:
Hormonschwankungen können bei Depressionen ein Risikofaktor sein
Hormonelle Verhütungsmittel können das Risiko der Diagnose Depression erhöhen, doch fallen die Auswirkungen auf die Stimmung unterschiedlich aus und variieren je nach Verhütungsmittel
Bei Menschen mit Depression stehen hormonelle Verhütungsmittel nicht in Verbindung mit einer Verschlechterung der Symptome
Was du vielleicht schon mal gehört hast
Vielleicht hast du schon mal gehört, dass hormonelle Verhütungsmittel die Stimmung negativ beeinflussen, indem sie einen Menschen depressiv, ängstlich und reizbar machen. Vielleicht hast du auch schon mal gehört, dass hormonelle Verhütungsmittel die Stimmung verbessern, indem sie einen Menschen ruhiger oder stabiler machen. Natürlich sind jeder Körper und jedes Gehirn einzigartig und diese reagieren ggf. unterschiedlich auf hormonelle Verhütungsmittel.
Hormonelle Verhütungsmittel gibt es in unterschiedlichen Formen, etwa als Hormonimplantant, Spirale, Verhütungsspritze, Pille, Verhütungspflaster und Verhütungsring. Gestagen-Pillen enthalten ausschließlich Gestagen (eine synthetische Form des im Körper natürlich vorkommenden Hormons Progesteron). Kombinationspillen enthalten sowohl Gestagen und eine Form von Östrogen.
Mehrere große Studien haben erforscht, ob es eine Verbindung zwischen den unterschiedlichen Formen und Formulierungen hormoneller Verhütungsmittel und Veränderungen in der Stimmung und der psychischen Gesundheit gibt. Die Ergebnisse sind widersprüchlich.
Eine 2016 durchgeführte Studie mit mehr als 1 Million Frauen in Dänemark lenkte erstmals die breite Aufmerksamkeit auf eine mögliche Verbindung zwischen Verhütungsmitteln und psychischer Gesundheit (1). In dieser Studie wurden landesweite Gesundheitsdaten analysiert. Es stellte sich heraus, dass bei Nutzer:innen von hormonellen Verhütungsmitteln mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression diagnostiziert oder behandelt wurde (1).
Zwei große Studien in den Vereinigten Staaten und Finnland kamen zu einem anderen Ergebnis: In diesen Studien wiesen Menschen, die irgendeine Form von hormonellen Verhütungsmitteln verwendeten, weniger Symptome von Depression und Angstzuständen auf (2, 3).
Was bedeutet das für dich, wenn du das für dich richtige Verhütungsmittel auswählen möchtest? Es ist wichtig, die potenziellen Auswirkungen von Verhütungsmitteln auf deine Stimmung und psychische Gesundheit zu berücksichtigen. Wir werden uns näher damit befassen, was wir über unterschiedliche Verhütungsmittel wissen, was wir nicht wissen und welche Auswirkungen sie auf die Stimmung und psychische Gesundheit haben.
Wie Hormone deine psychische Gesundheit beeinflussen
Es gibt Grund zur Annahme, dass Hormone bei Depressionen eine Rolle spielen. Frauen erkranken rund zwei Mal so häufig an Depressionen wie Männer. Dieser Unterschied wird ab der Pubertät festgestellt (4). In einer kleineren Studie wurde festgestellt, dass Menschen mit Depression während der Follikelphase (Zeitraum zwischen dem Beginn der Menstruation und dem Eisprung, in dem der Östrogenspiegel normalerweise ansteigt) einen niedrigeren Östrogenspiegel aufwiesen (5). Veränderungen im Östrogenspiegel könnten erklären, weshalb manche Menschen in der prämenstruellen Phase, nach der Geburt und in der Perimenopause häufiger depressive Symptome haben (6).
Wenn eine Person hormonelle Verhütungsmittel verwendet, können diese den natürlichen Hormonspiegel in ihrem Körper verändern und möglicherweise ihre psychische Gesundheit beeinflussen.
Ebenso ehöhen wahrscheinlich Umwelt- und gesellschaftliche Faktoren das Depressionsrisiko (7). Eine Familiengeschichte mit Gemütsstörungen oder psychiatrischen Krankheiten, Widrigkeiten in der Kindheit, stressige Lebensereignisse und soziale Isolation eröhen allesamt das Risiko, an einer schweren Depression zu erkranken (4).
Weshalb es so schwierig ist, die hormonellen Auswirkungen auf die Stimmung zu messen
Studien über hormonelle Verhütungsmittel und Auswirkungen auf die Stimmung sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Manche dieser Unstimmigkeiten sind wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Studien unterschiedlich konzipiert und durchgeführt werden und verschiedene Methoden zur Messung der Auswirkungen auf Stimmung und die psychischen Gesundheit anwenden (8).
Es gibt einige randomisierte kontrollierte Studien zu dem Thema, bei denen eine Gruppe von Menschen definiert und anschließend festgelegt wird, ob sie hormonelle Verhütungsmittel einnimmt oder nicht. Die meisten Studien zum Thema Stimmung und hormonelle Verhütungsmittel basieren auf einer Gruppe von Menschen, die für sich selbst entschieden haben, welches hormonelle Verhütungsmittel sie einnehmen wollten. Dies lässt die Möglichkeit offen, dass die Studienergebnisse nicht auf das Verhütungsmittel selbst sondern auf einen anderen Faktor zurückzuführen sind, der die Menschen dazu veranlasst haben könnte, diese Methode zu wählen (9). Manche Studien berücksichtigen persönliche, familiäre oder gesellschaftliche Faktoren, die das Depressionsrisiko einer Person erhöhen können – dies ist jedoch schwierig.
Studien messen auf unterschiedliche Weise die Auswirkungen auf die Stimmung und die psychische Gesundheit. Manche Studien analysieren Patient:innenakten, um herauszufinden, ob Menschen, die hormonell verhüten, eher an einer Depression erkranken oder ob ihnen eher ein Antidepressivum verschrieben wird. In manchen Studien werden die Teilnehmenden aufgefordert, Fragebögen über Depressions- oder Angstsymptome auszufüllen und die Ergebnisse werden vor und nach der Einnahme hormoneller Verhütungsmittel oder zwischen den Gruppen der Nutzer:innen verschiedener hormoneller Verhütungsmittel verglichen. Andere Studien verlassen sich auf die subjektive Wahrnehmung der Nutzer:innen und darauf, ob Depressionen oder Stimmungsschwankungen von den Proband:innen als Nebenwirkungen angegeben werden. Diese unterschiedlichen Ergebnisse können die Vergleichbarkeit der Studien erschweren.
Studienergebnisse werden häufig als Durchschnitt der Teilnehmer:innengruppe dargelegt und berücksichtigen nicht die Erfahrung von Einzelpersonen. Sogar in einer Studie, die schlussfolgert, dass hormonelle Verhütungsmittel keine Auswirkungen auf die Stimmung haben, wird es eine kleinere Anzahl Personen geben, deren Stimmung sich verschlechtert oder verbessert hat (8).
Was sagt die Forschung zu den einzelnen Verhütungsmitteln?
Hormonimplantat
Das Hormonimplantat ist ein Verhütungsmittel, das nur Gestagen enthält. Es gibt Verhütungsstäbchen mit dem Gestagen Etonogestrel und andere mit Levonorgestrel (10).
In der oben erwähnten großen dänischen Studie wurden Menschen, die aktuell mit dem Hormonimplantat verhüteten, mit größerer Wahrscheinlichkeit Antidepressiva verschrieben als Menschen, die aktuell kein Hormonimplantat verwendeten – dabei wurde jedoch die Rate der Depressionsdiagnose bei Nutzer:innen von Hormonimplantaten in der Studie nicht angegeben (1). Diese Studie gibt nicht im Detail an, welches Hormonimplantat die Personen verwendeten.
Menschen, die in einer großen schwedischen Studie ein etonogestrelhaltiges Implantat verwendeten, wurde mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben – dies galt insbesondere für Jugendliche (11). Dieselbe Studie zeigte, dass Menschen, die mit Verhütungsmitteln mit ausschließlich Levonorgestrel verhüteten (wie z. B. Hormonspirale und Hormonimplantat) mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben wurde (11).
In einer Studie mit Menschen, die über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren das Etonogestrel-Hormonimplantat nutzten, stellte sich heraus, dass 14 % der Nutzer:innen von Stimmungsschwankungen und 7 % von Depressionen berichteten, die durch das Hormonimplantat hervorgerufen wurden (12).
Die wichtigste Schlussfolgerung ist: Zwar kann das Hormonimplantat das Risiko erhöhen, wegen einer Depression behandelt zu werden, jedoch bedarf es weiterer Studien, um zu verstehen, ob Nutzer:innen des Hormonimplantats während der Verwendung desselben von Stimmungsschwankungen berichten.
Hormonspirale
Die Hormonspirale ist eine Gestagen-Methode, die Levonorgestrel enthält (10).
In der dänischen Studie wurde bei den aktuellen Nutzer:innen der Hormonspirale im Vergleich zu Menschen, die dieses Verhütungsmittel nicht nutzten, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression diagnostiziert und ihnen wurden häufiger erstmals Antidepressiva verschrieben (1). Das Risiko der Diagnose Depression und der Verschreibung von Antidepressiva war in der Studie bei jugendlichen Nutzer:innen der Hormonspirale höher als bei Erwachsenen (1).
Die schwedische Studie zeigte, dass Menschen, die mit Verhütungsmitteln mit ausschließlich Levonorgestrel verhüteten (wie z. B. Hormonspirale und Hormonimplantat) mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben wurde (11).
Dagegen zeigte eine finnische Studie, dass Menschen, die die Hormonspirale nutzten, ebenso häufig Symptome einer Depression oder von Angst aufwiesen wie Menschen, die diese Methode nicht verwendeten (3).
Zwei Studien mit Menschen, die zur Behandlung schwerer Symptome die Hormonspirale erhielten, zeigten, dass die Ergebnisse der Umfragen zum Thema Depression entweder gleich blieben oder sich verbesserten. Dies könnte jedoch an einer verbesserten Lebensqualität liegen, die dann auftritt, wenn starke Menstruationen einfacher handzuhaben sind (13, 14).
Die wichtigste Schlussfolgerung ist: Die Hormonspirale könnte das Risiko erhöhen, an einer Depression zu erkranken oder aufgrund einer Depression behandelt zu werden, doch scheint sie keine negativen Auswirkungen auf die Stimmung zu haben, wenn die Nutzer:innen von Hormonspiralen nach ihren Symptomen gefragt werden.
Verhütungsspritze
Es gibt verschiedene Verhütungsspritzen. Alle Studien, die wir hier erwähnen, umfassen die gestagenhaltige Verhütungsspritze mit Medroxyprogesteronacetat (10).
Die große dänische Studie zeigte, dass Nutzer:innen der Verhütungsspritze im Vergleich zu Menschen, die aktuell keine Verhütungsspritze nutzten, mit größerer Wahrscheinlichkeit erstmals Antidepressiva verschrieben wurden. In der Studie wurde jedoch nicht die Rate der Diagnose von Depressionen bei Nutzer:innen der Verhütungsspritze angegeben (1). In der schwedischen Studie stellte sich heraus, dass Nutzer:inenn der Verhütungsspritze mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben wurde (11).
Eine Studie mit 183 Menschen, die bis zu drei Jahre die Verhütungsspritze verwendeten, verdeutlichte, dass diese Personen im Vergleich zu Menschen, die ein anderes oder kein Verhütungsmittel nutzten, eher von depressiven Symptomen berichteten (15). Menschen, die während der Studie die Nutzung der Verhütungsspritze unterbrachen, berichteten von stärkeren depressiven Symptomen und davon, dass diese nach der Unterbrechung nachließen (15). Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass Nutzer:innen der Verhütungsspritze in dieser Studie ebenfalls vor Beginn der Behandlung mit der Verhütungsspritze häufiger depressive Symptome angegeben hatten (15).
Eine Studie begleitete rund ein Jahr beinahe 400 Nutzer:innen der Verhütungsspritze (16). Bei den 170 Personen, die die Verhütungsspritze ein Jahr länger verwendeten, wurde im Vergleich zum Beginn der Nutzung eine Verringerung der depressiven Symptome festgestellt (16). Bei den 218 Personen, die während des einjährigen Studienzeitraums die Nutzung der Verhütungsspritze unterbrachen, wurde keine Veränderung der depressiven Symptome festgestellt (16).
Laut kleineren Studien scheinen Jugendliche, die die Verhütungsspritze verwenden, kein erhöhtes Risiko für Depressionen aufzuweisen (9).
In einer Zwei-Jahres-Studie berichteten die Nutzer:innen der Verhütungsspritze im Vergleich zu Menschen, die nicht hormonell verhüteten, mit geringerer Wahrscheinlichkeit von Stimmungsschwankungen (17).
Die wichtigste Schlussfolgerung ist: Die Verhütungsspritze kann das Risiko erhöhen, wegen einer Depression behandelt zu werden, doch die Ergebnisse in Hinblick auf Stimmungssymptome während der Einnahme sind nicht eindeutig – manche Menschen haben eine bessere Stimmung und bei anderen verschlechtert sich der Gemütszustand.
Pille
Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) sind Pillen, die sowohl synthetisches Östrogen – üblicherweise in der Form von Ethinylöstradiol – und Gestagen enthalten (10).
In der dänischen Studie wurde bei den aktuellen Nutzer:innen von KOK im Vergleich zu Menschen, die dieses Verhütungsmittel nicht nutzten, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression diagnostiziert und ihnen wurden häufiger erstmals Antidepressiva verschrieben (1).
Die große schwedische Studie untersuchte die Wahrscheinlichkeit der Verschreibung eines Antidepressivums während der Einnahme verschiedener Formen der Pille. Dabei stellte sich heraus, dass Nutzer:innen im Alter zwischen 16 und 31 Jahren mit größerer Wahrscheinlichkeit während der Einnahme der Pille mit der Kombination Ethinylestradiol/Lynestrenol und Ethinylestradiol/Drospirenon ein Antidepressivum verschrieben wurde (11). Menschen, die eine Pille mit Ethinylestradiol/Norethisteron, Ethinylestradiol/Levonorgestrel und Ethinylestradiol/Desogestrel einnahmen, wurde mit geringerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben (11).
Menschen, die eine Pille mit Ethinylestradiol/Norgestimat einnahmen, wurde ebenso häufig wie Nicht-Nutzer:innen hormoneller Verhütungsmittel ein Antidepressivum verschrieben (11).Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Nutzer:innen der Pille nicht häufiger von Depressionssymptomen berichten (3, 18, 19). Eine dieser Studien zeigte jedoch ein verschlechtertes allgemeines Wohlbefinden bei den Nutzer:innen der Pille (18). In einer andere Studie stellte sich heraus, dass Menschen, die die Pille nicht zur Verhütung, sondern aus anderen Gründen einnahmen, mit größerer Wahrscheinlichkeit an einer Depression erkrankten (19).
Eine Studie zeigte, dass im Vergleich zu Personen, die ein Placebo einnahmen, KOK-Nutzer:innen, die ihre tägliche Stimmung trackten, in ihrer intermenstruellen Phase (ungefähr Zyklustag 5-22 in einem 28-Tage-Zyklus) einen leichten Anstieg in ihren Ängsten, ihrer Reizbarkeit und ihren Stimmungsschwankungen feststellten, doch in der prämenstruellen Phase (sieben Tag vor Beginn der nächsten Menstruation) eine Verbesserung der Depression aufwiesen (20). Am Ende der dreimonatigen Studie konnte kein Unterschied in den Depressionsergebnissen zwischen der Gruppe mit der Pille und der Placebogruppe festgestellt werden (20).Manche Menschen stellen bei sich während der Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) eine geringere Nervosität und weniger Stimmungsschwankungen fest, doch Menschen, die bereits in der Vergangenheit negative Auswirkungen der Pille auf ihre Stimmung festgestellt haben, könnten mit größerer Wahrscheinlichkeit eine depressive Stimmung und Stimmungsschwankungen erfahren (21).
Jugendliche und die Pille
In der dänischen Studie hatten Jugendliche, die KOK nutzten, im Vergleich zu Erwachsenen in dersleben Studie ein erhöhtes Risiko der Diagnose Depression und der Verschreibung von Antidepressiva (1).
In der finnischen Studie wurde Jugendlichen (16 bis 19 Jahre) bei jeder untersuchten KOK-Form im Vergleich zu Personen, die nicht hormonell verhüteten, mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben (11).
Eine in den USA durchgeführte Studie mit Jugendlichen, die aktuell die Pille einnahmen oder die Pille noch nie eingenommen hatten, zeigte ein erhöhtes Risiko für eine Depression irgendwann im Leben, doch kein erhöhtes Risiko für eine aktuelle Depression (22). Wenn jedoch neben der Einnahme der Pille auch andere Faktoren wie das Alter, Rauchen, der BMI, der sozioökonomische Status der Familie und die Frage berücksichtigt wurden, ob der/die Jugendliche sexuell aktiv war, konnte kein erhöhtes Depressionsrisiko festgestellt werden (22).
Am Ende einer kleineren Studie, in der Jugendlichen randomisiert über drei Monate KOKs mit Ethinylestradiol/Levonorgestrel oder Placebos zugeteilt wurden, konnten in beiden Gruppen keine Unterschiede in den Depressionsergebnissen festgestellt werden (23).Die wichtigste Schlussfolgerung ist: Die Pille kann das Risiko der Diagnose einer Depression oder der Behandlung einer Depression erhöhen, doch dabei spielen womöglich die spezifischen Arzneimittelformulierungen eine Rolle. Allgemein scheint es, als würden KOK keine schädliche Wirkung auf die von Nutzer:innen berichtete Stimmung aufweisen – jedoch kann dies je nach Fall variieren.
Verhütungspflaster
Das Verhütungspflaster ist ein kombiniertes hormonelles Kontrazeptivum mit Ethinylestradiol/Norelgestromin (10). Bisher wurden nur sehr wenige Studien zum Thema psychische Gesundheit und Verhütungsmittel einschließlich des Verhütungspflasters durchgeführt.
In der dänischen Studie wurde bei den aktuellen Nutzer:innen des Verhütungsfplasters im Vergleich zu Menschen, die dieses Verhütungsmittel nicht nutzten, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression diagnostiziert und ihnen wurden häufiger erstmals Antidepressiva verschrieben (1). Das Risiko der Diagnose Depression und der Verschreibung von Antidepressiva war bei jugendlichen Nutzer:innen des Verhütungspflasters höher als bei Erwachsenen in der Studie (1).
Im Laufe der schwedischen Studie ergab sich, dass jenen Menschen, die das Verhütungspflaster nutzten, eher Antidepressiva verschrieben wurden als Menschen, die nicht hormonell verhüteten (11).
Die wichtigste Schlussfolgerung ist: Zwar könnte das Verhütungspflaster die Wahrscheinlichkeit der Diagnose und Behandlung von Depression erhöhen, doch bedarf es weiterer Studien, um zu bestimmen, ob die Nutzer:innen des Verhütungspflasters während der Nutzung Stimmungsschwankungen bei sich feststellen.
Ring
Der Ring ist ein kombiniertes hormonelles Kontrazeptivum mit Ethinylestradiol/Etonogestrel (10). Bisher wurden nur wenige Studien zum Thema psychische Gesundheit und Verhütungsmittel einschließlich des Rings durchgeführt.
In der dänischen Studie wurde bei den aktuellen Nutzer:innen des Rings im Vergleich zu Menschen, die dieses Verhütungsmittel nicht nutzten, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression diagnostiziert und ihnen wurden häufiger erstmals Antidepressiva verschrieben (1). Das Risiko der Diagnose Depression und der Verschreibung von Antidepressiva war in der Studie bei jugendlichen Nutzer:innen des Rings höher als bei Erwachsenen (1).
Studien haben ergeben, dass Nutzer:innen des Rings im Vergleich zu Nutzer:innen der Pille mit geringerer Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen wie Depressionen, Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen berichten (24).
Die wichtigste Schlussfolgerung ist: Zwar könnte der Ring die Wahrscheinlichkeit der Diagnose und Behandlung von Depression erhöhen, doch bedarf es weiterer Studien, um zu bestimmen, ob die Nutzer:innen des Rings während der Nutzung Stimmungsschwankungen bei sich feststellen.
Minipille
Minipillen sind Verhütungsmittel, die nur das Hormon Gestagen enthalten. Sie können Norethisteron, Desogestrel, Drospirenon, Lynestrenol oder andere Formen von Gestagen enthalten (10).
In der dänischen Studie wurde bei den aktuellen Nutzer:innen der Minipille im Vergleich zu Menschen, die dieses Verhütungsmittel nicht nutzten, mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Depression diagnostiziert und ihnen wurden häufiger erstmals Antidepressiva verschrieben (1). Das Risiko der Diagnose Depression und der Verschreibung von Antidepressiva war in der Studie bei jugendlichen Nutzer:innen der Minipille höher als bei Erwachsenen (1).
In der Studie stellte sich heraus, dass Menschen im Alter von 16 bis 31 Jahren, die Norethisteron- oder Lynestrenol-Minipillen einnahmen, ebenso häufig Antidepressiva verschrieben wurden wie Menschen, die keine hormonellen Kontrazeptiva einnahmen. Jugendlichen (16-19 Jahre), die Norethisteron-Minipillen einnahmen, wurden jedoch mit größerer Wahrscheinlichkeit Antidepressiva verschrieben (11). Menschen, die eine Gestagenpille mit Desogestrel einnahmen, wurde mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben (11).
Die wichtigste Schlussfolgerung ist: Die Minipille kann das Risiko der Diagnose einer Depression oder der Behandlung einer Depression erhöhen, doch dabei spielen womöglich die spezifischen Arzneimittelformulierungen eine Rolle. Es bedarf weiterer Studien, um festzustellen, ob die Nutzer:innen der Minipille während der Nutzung Stimmungsschwankungen bei sich feststellen.
Was, wenn du schon an Depressionen leidest?
Die Richtlinien des US-amerikanischen Center for Disease Control (CDC) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehen für Menschen, die an Depressionen leiden, bei der Nutzung jeglicher Art von Verhütungsmitteln keine Einschränkungen vor (25, 26). Die Nutzung von Kombinationspräparaten, der Hormonspirale, des Hormonimplantats und der Verhütungsspritze wird bei Menschen mit einer bipolaren Störung nicht mit einer Verschlechterung der Symptome in Zusammenhang gesetzt (27, 28). In einer Studie wurde sogar festgestellt, dass Nutzer:innen von Kombinationspräparaten weniger depressive Symptome aufwiesen als Personen, die nicht hormonell verhüteten (27).
Es scheint keine Wechselwirkungen zwischen Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), die häufig gegen Depressionen verschrieben werden, und hormonellen Verhütungsmitteln zu geben (29). Das CDC schränkt die Nutzung jeglicher hormoneller Verhütungsmittel für Menschen, die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer einnehmen, nicht ein (25).Andere Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen wie trizyklische Antidepressiva, Bupropion und Johanniskraut könnten in Wechselwirkung mit hormonellen Verhütungsmitteln stehen (25, 29).
Es ist wichtig, dass du mit deinem medizinischen Fachpersonal darüber sprichst, welche Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente du einnimmst und dass du in Erfahrung bringst, ob es mögliche Wechselwirkungen mit hormonellen Verhütungsmitteln gibt.
PMS und PMDD
Kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) werden zur Behandlung des prämenstruellen Syndroms (PMS) und der prämenstruellen Dysphorie (PMDD) empfohlen (30). Die kontinuierliche Einnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva (d. h. ohne hormonfreie Tage) kann insbesondere für Menschen mit PMDD die richtige Wahl sein, um Hormonschwankungen zu vermeiden (31).
Postnatale Stimmungsschwankungen
Es bedarf weiterer Forschung, um die Auswirkungen hormoneller Verhütungsmittel auf das Risiko einer postnatalen Depression, postnataler Ängste und anderer postnataler Stimmungsschwankungen besser zu verstehen. Stillen könnte die Wahl des hormonellen Verhütungsmittels beeinflussen, das einer Person verschrieben wird und sich unabhängig von der Nutzung des Verhütungsmittels auf das Risiko einer postnatalen Depression auswirken.
Eine Studie mit mehr als 16000 Teilnehmenden, die zwei bis acht Monate zuvor entbunden hatten, konnte keinen Zusammenhang zwischen berichteten depressiven Symptomen und der Nutzung jeglicher Verhütungsmethoden feststellen (32).
Eine Studie zeigte bei Menschen, die in den letzten 12 Monaten entbunden hatten und das Hormonimplantat oder den Ring nutzten, kein erhöhtes Risiko für die Diagnose Depression – doch wurde diesen Menschen im Vergleich zu Personen, die kein hormonelles Verhütungsmittel nutzten, mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Antidepressivum verschrieben (33). Die Nutzung von kombinierten oralen Kontrazeptiva (KOK) hatte in der postnatalen Phase keinen Einfluss auf das Risiko, die Diagnose Depression zu erhalten (33). Bei Personen, die die Minipille mit Norethisteron und die Hormonspirale verwendeten, wurde seltener die Diagnose Depression gestellt (33).
Zwei Studien mit Menschen, die kurz nach der Entbindung die Verhütungsspritze erhalten hatten, zeigten auf Grundlage von Erhebungen mit Eigenberichten keine Zunahme in Depressionen (34). Dabei begleiteten diese Studien ihre Proband:innen jedoch nur bis zu drei Monate nach der Entbindung, obwohl postnatale Depressionen bis zu 12 Monate nach der Entbindung auftreten können.
Eine Methode wählen
Ganz egal, ob du darüber nachdenkst, ein Verhütungsmittel zu nutzen oder ob du bereits hormonell verhütest – sprich mit deinem medizinischen Fachpersonal über etwaige Sorgen hinsichtlich deiner psychischen Gesundheit. Dein medizinisches Fachpersonal kann dir dabei helfen, das für dich richtige Verhütungsmittel zu finden oder mit dir herausfinden, ob eine neue Methode passender für dich wäre.
Indem du bei der Nutzung eines neuen Verhütungsmittels Clue zum Tracken deiner Emotionen verwendest, kannst du Veränderungen einfacher erkennen.